Zum „Ersten Soldaten des Dritten Reichs“ stilisierten ihn die Nationalsozialisten, den Freikorpsmann Albert Leo Schlageter. Er war von der französischen Besatzungsmacht als „Ruhrkämpfer“ 1923 hingerichtet worden. Zum nationalen Märtyrer avancierte auch Julius Fucík, der tschechische Kommunist, der 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde.
In seiner sorgfältigen Studie vergleicht Stefan Zwicker Biographie und Nachleben dieser beiden Personen trotz ihrer so unterschiedlichen ideologischen Hintergründe. Ihn interessiert die Frage, wie und warum Schlageter und Fucík als Heldengestalten aufgebaut wurden; er arbeitet Unterschiede und Gemeinsamkeiten heraus.
Gemeinsam ist etwa beiden Heldenkulten, dass das Christentum eine konstitutive Rolle bei ihrer Ausgestaltung spielte: Während Schlageter als katholischer Märtyrer stilisiert wurde, parallelisierte man Fuc· íks Leidensweg mit der Passion Christi. Auffallend ist auch die Tatsache, dass beide gerade in der jeweiligen Aufbauphase des politischen Systems – dem frühen Nationalsozialismus und dem frühen tschechischen Kommunismus – zu überragenden Identifikationsfiguren stilisiert wurden, derer jeweils zu ihrem zehnten Todestag in gigantischen Festivitäten gedacht wurde. Und beide „Helden“ sanken nach dem Zusammenbruch der Systeme, die sie instrumentalisiert hatten, fast vollständig in Vergessenheit.
Rezension: Talkenberger, Heike