Am 11. März 1938 legte der österreichische Kanzler Schuschnigg unter dem Druck Hitlers sein Amt nieder. An seine Stelle trat der Nationalsozialist Arthur Seyß-Inquart. In kürzester Zeit wurde Österreich Teil des Deutschen Reichs.
Dieser sogenannte „Anschluss“ Österreichs und der Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Wien sind Thema des Standardwerks von Gerhard Botz, das, zunächst 1978 erschienen, nun in einer überarbeiteten Fassung vorliegt.
Botz, Professor an der Universität Wien, beleuchtet ausgewogen ein in Österreich lange tabuisiertes Thema. Er bietet einen umfassenden und gut nachvollziehbaren Überblick über die Ausgangssituation in Wien 1938 und die Ereignisse der folgenden 18 Monate, in denen den Nationalsozialisten die Machtsicherung in Österreich gelang. Die Haltung der Bevölkerung und der Kirchen zum neuen Regime zwischen Opposition und Opportunismus, der Einsatz der Propaganda oder die beginnende Judenverfolgung werden detailliert beschrieben, die Ursachen für den raschen „Anschluss“ analysiert. Dabei zeigen die Geschehnisse in Wien exemplarisch die Mechanismen nationalsozialistischer Herrschaftssicherung überhaupt.
Rezension: Enzinger, Eva