Unser Immunsystem ist Teil der Evolutionsgeschichte. Clemens G. Arvay betrachtet es deshalb konsequent aus ökologischer Sicht. Der Biologe verzichtet dabei weitgehend auf militärische Sprachbilder, wie sie Immunologen häufig verwenden. Statt Abwehrschlachten im Körper beschreibt er ökologische Wechselwirkungen und Gleichgewichte.
Archaeen und Bakterien entwickelten früh einfache Methoden, um Feinde zu erkennen. Amöben ähnelten schon vor Jahrmillionen weitgehend unseren Fresszellen. Sie sind „kriechende Immunsysteme“, umschließen kleinere Organismen und nehmen sie in sich auf. Mit den Fischen begann dann die Entwicklung komplexer Immunsysteme.
Arvay ist kein unbeschriebenes Blatt: In vorangegangenen Büchern und Videos bezog er mehrfach kritisch Stellung zu Anti-Corona-Maßnahmen und Impfungen. Mit seiner „natürlichen Medizin“ stieß der Gesundheitsökologe bei manchen Medizinern auf heftige Kritik. Von Impfskeptikern und Esoterikern wurden seine Ausführungen hingegen gerne zitiert.
Dabei lehnt Arvay Impfungen keinesfalls ab. In seinem neuen Buch beschreibt er sachlich Impferfolge, Nutzen und Risiken. Es ist systematisch aufgebaut, wie ein Lehrbuch. Dass die Natur Krankheiten selbst bekämpft und letztlich Gleichgewichte entstehen, ist eine wichtige Erkenntnis. Das heißt aber nicht, dass wir auf Medikamente und Impfungen verzichten sollten, wie Arvay betont. Michael Lange
Clemens G. Arvay
DIE NATURGESCHICHTE DES IMMUNSYSTEMS
Quadriga, 272 S., € 22,00
ISBN 978-3-869-95119-5