Februar 1943 in Berlin: Leonie Frankenstein wurde mit ihrem sechs Wochen alten Sohn von der Gestapo abgeholt und in die Deportationssammelstelle gebracht. Ihr gelang die Flucht. Kurz darauf entging ihr Mann Walter durch Zufall der „Fabrikaktion“, bei der auch die letzten, bis dahin noch zwangsarbeitenden Juden abgeholt und deportiert wurden. Leonie und Walter Frankenstein entschieden sich spontan zur Flucht in den Untergrund.
taz-Redakteur Klaus Hillenbrand schildert in „Nicht mit uns“ das bewegende Schicksal einer jungen jüdischen Familie auf der Flucht vor den Nationalsozialisten. Ohne Papiere und Geld, nur mit Mut, Glück und der Hilfe jüdischer, aber auch nichtjüdischer Menschen gelang ihnen das Unvorstellbare: Sie überlebten den Naziterror.
Nach der Befreiung Berlins durch die Alliierten fand die Odyssee der jungen Familie noch kein Ende. Von ihrem Mann getrennt, mit inzwischen zwei kleinen Söhnen, erreichte Leonie Anfang 1946 Palästina. Ihr Mann Walter scheiterte zunächst bei dem Versuch, illegal ins Gelobte Land einzureisen. Erst nach zwei Jahren war die Familie wieder vereint. Die Frankensteins gehörten zu den rund 1700 Berliner Juden, die im Untergrund den Nationalsozialismus überlebten. Die anderen gerieten (zum Teil durch Denunziation auch jüdischer „Greifer“) in die Fänge der Gestapo, fielen dem Bombenkrieg zum Opfer, wurden krank oder nahmen sich das Leben.
Rezension: Natalie Reinsch