Ein Mann wird mit lebensbedrohlichen Verbrennungen in die Klinik eingeliefert. Der behandelnde Mediziner ist freundlich und umfassend gebildet. Doch sein blutiger Job, dem Patienten die Haut abzuschälen,…
Ein Mann wird mit lebensbedrohlichen Verbrennungen in die Klinik eingeliefert. Der behandelnde Mediziner ist freundlich und umfassend gebildet. Doch sein blutiger Job, dem Patienten die Haut abzuschälen, erfüllt ihn auch mit stiller sadistischer Freude. Widersprüchlich und irritierend sind fast alle Charaktere in den Geschichten des Arztes Frank Huyler, der in der Notaufnahme eines Krankenhauses im US-Staat New Mexiko arbeitet. Der Ich-Erzähler ist dabei keine Ausnahme einer der Gründe, warum alle 28 Storys des schmalen Buches unter die Haut gehen.
Eindringlich und einfühlsam schildert Huyler Begegnungen zwischen Arzt und Patient. Deutlich wird, wie leicht es im ärztlichen Alltag zu Fehlentscheidungen mit tödlichen Folgen kommen kann und wie hilflos Mediziner in manchen Situationen sind. Trotzdem ist Schwarzmalerei Huylers Sache nicht: Intensiv lässt er den Leser auch an Momenten der Hoffnung und des Glücks teilnehmen. Dabei bedient er keine Klischeevorstellungen.
Der Amerikaner beherrscht die hohe Kunst des Weglassens, sein Sprachstil ist fast spröde. Jede der Geschichten liest sich gleichsam in einem Atemzug doch zwischen ihnen braucht man eine Pause, um Luft zu holen und nachzudenken. Kurzum: Ein fesselndes Buch zu einem Thema, das sonst meist verdrängt wird.
Dr. Frank Frick