Im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück waren zwischen 1939 und 1945 etwa 130 000 Frauen interniert; Kommunistinnen und Sozialdemokratinnen, Zeuginnen Jehovas, Sinti- und Roma-Frauen, Jüdinnen, aber auch Straftäterinnen und Prostituierte; später kamen Widerstandskämpferinnen aus den besetzten Gebieten hinzu. Im völlig überfüllten Lager verschlechterten sich die Lebensbedingungen nach 1941 dramatisch.
Zehntausende starben in Ravensbrück, genaue Zahlen gibt es nicht.
Bis 1989 dominierte in der Geschichtsschreibung die Sichtweise der politischen Gefangenen, erst spätere Publikationen brachten ein vollständigeres Bild. Das Buch der englischen Journalistin Sarah Helm erzählt nun in höchst eindrucksvoller Dichte von Leben und Leiden aller Insassinnen in Ravensbrück auf der Grundlage von ausführlichen Gesprächen mit zahlreichen KZ-Über‧lebenden. Die Frauen erinnern sich an die harte Zwangs‧arbeit, an Gewalt und Demütigungen, Egoismus, Hunger und an das Grauen medizinischer Experimente, aber auch an Hilfsbereitschaft und Güte.
Diese vielstimmige Erinnerungsarbeit von den Anfängen des Lagers bis zum Todesmarsch füllt eine wichtige Lücke in der Literatur zur NS-Zeit, wenn auch ein klarerer analytischer Zugriff oft hilfreich gewesen wäre, um die vielen Eindrücke zu strukturieren.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger