Wir bewegen uns zwischen Appartement und Grandhotel, suchen die Wahlkabine auf, streifen ganz zufällig das Stripteaselokal, bemerken das Stahlwerk, verirren uns im Warenhaus und lassen uns zuletzt erschöpft auf die Couch fallen. Dies sind nur einige „Orte der Moderne“, die die Herausgeber Alexa Geisthövel und Habbo Knoch in ihrer Sammlung von 32, manchmal ungewöhnlichen Miniaturen bieten. Es finden sich „Orte der Erweiterung“ (Bahnhof, Raumschiff, Laboratorium …) ebenso wie „Orte der Steuerung“ (Zeitungsredaktion, Arbeitsamt, Agrarbetrieb …) oder „Orte des Ausstellens“ (Kino, Kraftraum, …). In Beispielen wie dem Bunker oder der Front im Kapitel „Orte der Zerstörung“ wird uns vor Augen gestellt, daß der „Moderne“-Begriff kein reines Fortschrittsmodell meinen kann.
Die Spannung des Buchs indes lebt von der Idee, die Orte auch als ambivalente Erfahrungsräume darzustellen. So lautet etwa ein Kapitel: „Sich nahe kommen: Orte des Abstands“. Am Beispiel von Strand, Grandhotel, Tanzlokal und Stadion wird überzeugend das Ineinandergreifen von Öffentlichkeit und Privatheit herausgearbeitet. Und auch die „Orte der Befreiung“ (Kleingarten, Couch …) erweisen sich als janusköpfig, wird hier Befreiung doch allein als Rückzug gedacht.
Rezension: Ziegler, Manuela