Viele Menschen im 16. und 17. Jahrhundert glaubten, ihr Leben sei nach einer festgelegten Stufeneinteilung vorstrukturiert. Diese Phasen umfassten meist sieben Jahre und ließen sich mit jeweils einschneidenden Lebensstationen identifizieren.
Auf der Grundlage von Selbstzeugnissen (Autobiographien, Tagebüchern, Briefen und Familienchroniken) sowie Bildquellen zeichnet Kaspar von Greyerz, glänzender Kenner der Materie, ein detailreiches und anschauliches Bild dieser Vorstellungen, analysiert ihren Einfluss auf Orientierungen und Lebensgefühl des vormodernen Menschen und kennzeichnet die einschneidenden Veränderungen, die die Aufklärung mit sich brachte.
Ausführlich beschreibt der Autor die Einstellung der Menschen zur allzeit durch den Tod bedrohten Kindheit, charakterisiert die zwischen Rebellion und sozialer Kontrolle changierende Jugend als Übergangszeit bis zur – verhältnismäßig späten – Heirat, die allein erst die richtige Anerkennung als Mitglied der Gesellschaft brachte. Weitere Stationen werden durch Gesellenzeit und Studium, Verlobung und Heirat, Ehe, Haushalt und Familie, das Alter sowie den Tod gebildet und erweisen sich als von jeweils typischen Ritualen und Praktiken geprägt.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger