In den vergangenen Jahren machte eine Verbrechergruppe wieder Schlagzeilen, die man längst für ausgestorben hielt: Die Piraten. Am Kap Horn jagen die Seeräuber heute wie schon vor 300 Jahren Kapitänen und Besatzungsmitgliedern Angst und Schrecken ein.
Der Konstanzer Historiker Michael Kempe beleuchtet Mythos und Realität der Freibeuter. In sieben Kapiteln geht er verschiedenen Darstellungen zur Piraterie nach und verweist einige davon in das Reich der Legende. Piraten kämpften etwa nicht, wie es uns zahlreiche Hollywood-Filme glauben lassen möchten, mit stattlichen Dreimastern, sondern mit kleinen, wendigen Booten, die im Gegensatz zu den Handelsschiffen schwer bewaffnet und bemannt waren. Auch die großen löcherschlagenden Kanonenkugeln gab es nicht: Geschossen wurde mit kleinen Metallnägeln, die die Mannschaft verletzen, nicht aber das Schiff versenken konnten. Allerdings existierte in der Tat der bunte, sprechende Papagei auf den Schultern des Piratenkapitäns: War er doch ein beliebtes Mitbringsel von Beutezügen und bei den langen Reisen auf See noch dazu ein beliebter Zeitvertreib.
Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf dem „Goldenen Zeitalter der Piraterie im 18. Jahrhundert“ mit seinen schillernden Gestalten, wie den Kapitänen Calico Jack und Edward Teach alias Blackbeard, die die Karibik unsicher machten und wesentlich zur Mythenbildung beigetragen haben. Zur Moderne wird mit der Piratenpartei, den globalen „Raubkopierern“ und den somalischen Piraten ein Bogen geschlagen. Interessant ist der Anhang mit Steckbriefen berühmter Piraten und Piratinnen.
Wie auch andere Taschenbuchausreihen, zum Beispiel die „101 wichtigsten Fragen“ der Beck’schen Reihe, geht „Wissen, was stimmt“ vom Vorwissen der Leser aus, um in klar gegliederter Weise herauszufiltern, was den Nutzer interessiert. Allerdings gibt die Herder-Reihe stets die Antworten in einem breiteren Kontext und ermöglicht damit eine wirkungsreichere Information. Die Themen im Bereich Geschichte reichen bei dieser Reihe von den Freimaurern über den Nationalsozialismus bis hin zur DDR. Merkmale der Reihe sind der zweifarbige Innenteil und das klare Layout; beides garantiert, dass sich der Leser schnell zurechtfindet.
Rezension: Carmen Fischer