Einem gewaltigen Unterfangen hat sich der im schweizerischen Fribourg lehrende Historiker Volker Reinhardt gewidmet, nämlich eine Geschichte aller Päpste von Petrus bis Franziskus I. zu verfassen. Reinhardts langjährige Studien zu Vatikan und Papsttum prädestinieren ihn dazu. Wer schon vor dem schieren Umfang und der Faktenfülle des Werks zurückschreckt, dem sei gesagt, dass der Autor ausgesprochen gut schreibt und den Leser zu fesseln weiß.
Die beiden Titel des Papstes lauten: Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf Erden. Wie es dem Bischof von Rom gelang, sich in diese einzigartige Position zu versetzen, davon handeln die ersten Kapitel des Buchs, die zugleich mit beliebten Legenden aufräumen. In weiteren 13 Etappen durchschreitet Reinhardt die Zeit vom 4. Jahrhundert bis heute und charakterisiert jeden einzelnen Papst in seinen Intentionen und Widersprüchen. Es entsteht eine Geschichte, die facettenreicher kaum sein könnte: von Machtgewinn und deren Verlust, Verknöcherung, Rückzug und Reform, vom Kampf um geistliche Glaubwürdigkeit oder weltlichen Einfluss.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger