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Preußen – Aufstieg und Niedergang 1600-1947

Clark, Christopher

Preußen – Aufstieg und Niedergang 1600-1947

Christopher Clark hat recht: „Die Geschichte des preußischen Staates ist zugleich die Geschichte der Geschichte des preußischen Staates, denn der preußische Staat erfand seine Geschichte sozusagen erst beim Erzählen und entwickelte nach und nach eine immer ausgefeiltere Darstellung seines bisherigen Werdegangs und seiner Ziele in der Gegenwart.“

Preußen ist in vielem das, was die Politiker und Historiker, ganz gleich, auf welcher Seite sie standen, in den Staat projiziert haben, im guten wie im schlechten Sinn. Das wurde dem Staat zum Verhängnis, nicht erst 1947, als er durch das Kontrollratsgesetz Nr. 46 vom 25. Februar aufgelöst wurde, weil er sich als militaristisch stilisiert hatte, sondern schon 1871 mit der Gründung des Deutschen Reichs unter preußischer Führung.

„Deutschland“, dies die zentrale These von Clarks großer Geschichte, „war nicht die Erfüllung Preußens, sondern sein Verderben.“ Clark schließt sich hier Theodor Fontane und Wilhelm I. an, die das schon 1871 und davor formulierten, und Golo Mann, der darauf nach dem Zweiten Weltkrieg hinwies. Der Ausgriff Preußens nach Westen hatte nach 1815 eben nicht zu einer „Assimilierung“ der Rheinprovinz in der Folgezeit geführt, stattdessen den Staat gezwungen, sich neu zu konstituieren. Nach Clark förderte die Einführung der preußischen Verwaltung mit ihren Oberpräsidenten und Provinziallandtagen das Gefühl einer eigenen, regionalen Identität, nicht aber die Integration.

Nach 1866 sei dieser Effekt durch die territoriale Expansion Preußens nach dem Krieg gegen Österreich noch gesteigert worden. Wie Clark zeigt, fiel die letzte Ausdehnung Preußens in eine Zeit, in der sich in Deutschland regionale Eigenart und regionales Bewusstsein intensivierten. Preußische Identität hatte deshalb außerhalb Brandenburgs und Teilen Pommerns überhaupt keine Chance, sich zu bilden; dann wollte man lieber deutsch sein.

Diese Tatsache vor Augen, hat Clark, wie er einleitend schreibt, gar nicht erst versucht, Laster und Tugenden Preußens herausarbeiten und gegeneinander abzuwägen. Er hat, außerhalb aller Parteiungen stehend, mit freiem Blick und klarem Wort diejenigen Kräfte untersucht und dargestellt, die zu Preußens Aufstieg und Niedergang geführt haben. Urteile pro oder kontra einen Sachverhalt, eine politisch-gesellschaftliche Entscheidung der preußischen Eliten fällt er nicht. Er setzt Akzente durch Gliederung und Gewichtung seines Textes und durch Vergleiche. Das werden ihm die, die Partei sind, vorhalten. Doch in Clarks Unabhängigkeit liegt der hohe Wert des Buchs, das sehr empfohlen werden kann.

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Rezension: Luh, Jürgen

Clark, Christopher
Preußen – Aufstieg und Niedergang 1600-1947
Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, 896 Seiten, Buchpreis € 39,95
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