Eines der unbestrittenen Meisterwerke, die der an künstlerischen Superlativen reiche Vatikan aufzuweisen hat, sind die „Loggien Raffaels“. Mit diesem Namen hat man die mittlere der drei übereinanderliegenden Galerien versehen, die sich an der zum Damasus-Hof orientierten Fassade des Papstpalastes befinden. Raffael schuf für „die Loggien“ eine Ausgestaltung, die schon bald als neuartig, als vollkommen gepriesen wurde.
Ein prächtiger Bildband führt dem Betrachter nun in oft ganzseitigen Fotos das erstaunliche Bildprogramm der Fresken und Stuckaturen vor Augen. In einem ersten Kapitel analysiert die Autorin Nicole Dacos, in welch kreativer Weise Raffael in seinen zauberhaften Grotesken auf die römische Antike zurückgriff und sie neu belebte. Im zweiten Teil beschäftigt sie sich mit dem berühmten Bibelzyklus, der die Bildfelder der Gewölbe schmückt. Vor dem Hintergrund der Konkurrenz zu Michelangelo zeigt Dacos, wie Raffael hier im Rückgriff auf frühchristliche und mittelalterliche Bildideen eine eindringliche, einfache Lesart der Bibel schuf. Eine Neubewertung der Künstlerwerkstatt sowie die Spuren der Rezeption sind weitere Themen.
Rezension: Talkenberger, Heike