67 Jahre, eine unerhört lange Zeit, regierte Ramses II. (der Große) – von 1279 bis 1213 v. Chr. Wie kein anderer ägyptischer Pharao war er ein Meister der Selbstdarstellung. Er stilisierte sich als großer Krieger, dazu verherrlichten die Bauten in seiner Hauptstadt Piramesse und die Tempel, allen voran Abu Simbel, die Taten des göttergleichen Herrschers.
In seiner Ramses-Biographie stellt Manfred Clauss gleich zu Beginn heraus, dass es nicht möglich ist, einen Einblick in Persönlichkeit und Gefühlswelt des Pharao zu gewinnen, sind doch von Ramses lediglich die offiziellen Zeugnisse (Texte, Statuen und Bilder) erhalten geblieben. Sie werden noch nicht einmal durch relativierende zeitgenössische Darstellungen (etwa von Thukydides oder Tacitus) flankiert.
Clauss bietet dem Leser eine anschauliche, quellenbezogene Darstellung der Herrschaft des Ramses, seiner höfischen Umgebung und seiner Frauenbeziehungen. Die größte Bedrohung für das Land am Nil stellten die Hethiter dar. Die Rivalität kulminierte in der Schlacht von Kadesch, bei der die Ägypter zwar nur knapp einer Niederlage entgingen, Ramses sich aber zum triumphalen Sieger stilisierte. Immerhin gelang unter Ramses ein langwährender Frieden, Grundlage der kulturellen Blüte Ägyptens in dieser Zeit.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger