Wie sah die Welt um 1200 aus, und wie lebten die Menschen zu dieser fernen Zeit? Der Journalist Tillmann Bendikowski nimmt den Leser mit auf eine Reise ins Mittelalter, bei der er etwas erfahren soll über städtischen Alltag und Festlichkeiten, über Reisen und das Landleben, über Herrschaft und Religion. Reizvoll ist die Idee, die zwölf Kapitel des Buchs nach den Monaten eines Jahres zu gliedern und damit auch jahreszeitliche Besonderheiten einzufangen.
Bendikowski erzählt in lockerem Ton und versetzt uns in die engen, vor Unrat stinkenden Gassen einer Stadt ebenso wie in das Skriptorium eines Klosters. Geschickt setzt er zeitgenössische Zitate ein. Leider aber bleibt er des Öfteren nur an der Oberfläche; wichtige Zusammenhänge fehlen. So ist zwar von der Stadt als „Sehnsuchtsort“ die Rede, und in diesem Zusammenhang wird auch das Stadtrecht erwähnt, doch fehlen genauere Angaben zu dessen Herkunft und Ausbreitung. Ein weiteres Beispiel: Zwar bemerkt der Autor, dass der Kaiser „von Amts wegen viel unterwegs ist“, doch erfährt der Leser nicht, dass es im 13. Jahrhundert noch gar keine Hauptstadt gab, sondern ein Reisekönigtum. Ärgerlich ist auch, dass auf dem Buchumschlag eines Werks „zum nördlich der Alpen gelegenen Teil des Heiligen Römischen Reichs“ eine Stadtansicht von Siena prangt.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Tillmann Bendikowski
Ein Jahr im Mittelalter
Essen und Feiern, Reisen und Kämpfen, Herrschen und Strafen, Glauben und Lieben
C. Bertelsmann Verlag, München 2019, 445 Seiten, € 28,–