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Relics of the Cold War

Roemers, Martin

Relics of the Cold War

Am 3. Oktober 2010 wurde mit den Feierlichkeiten anlässlich des „Tags der deutschen Einheit“ zum 20. Mal eines Ereignisses gedacht, das im Bewusstsein vieler Menschen den Endpunkt einer Periode versinnbildlicht, die die Welt 40 Jahre lang in zwei sich feindlich gegenüberstehende Blöcke gespalten hat. Bereits kurz nach dem Ende des Zweiten. Weltkriegs hatten sich diese um die USA und die Sowjetunion herausgebildet, obwohl beide Mächte Verbündete im Kampf gegen den Nationalsozialismus gewesen waren. Überzeugt von der Überlegenheit der eigenen Ideologie und bestrebt, den mit dem Zusammenbruch des „Dritten Reichs“ geschaffenen Status quo zu bewahren, wurde der „Eiserne Vorhang“ zur Demarkationslinie gegenüber dem jeweils Anderen. Mit der „Bewegung der Blockfreien Staaten“ gesellte sich im Lauf der Zeit dazu zwar ein Interessenverband all jener Länder, die sich nicht vollständig von der einen oder anderen Seite vereinnahmen lassen wollten, doch klang im öffentlichen Bewusstsein vor allem die stets latente Konfrontation zwischen „Ost“ und „West“ entlang der Europa trennenden Grenzlinie nach.

20 Jahre nachdem die militärischen Sicherungseinrichtungen entlang der einstigen Scheidelinie der politischen Systeme durch den Untergang der Sowjetunion und die damit einhergehende Auflösung des Warschauer Pakts ihre Funktion verloren haben, machte sich der niederländische Fotograf Martin Roemers auf eine Entdeckungsreise quer durch Europa, um mit der Kamera zu dokumentieren, was von diesen einst mit immensem finanziellen und logistischen Aufwand erstellten und betriebenen Bauten die Zeitläufte überdauert hat. Herausgekommen ist mit dem 2009 im Hatje Cantz Verlag erschienenen Band „Relics of the Cold War“ ein faszinierendes Bilddokument, das mit ausdruckstarken Fotografien dem Betrachter den Aberwitz des gegenseitigen Wettrüstens jener Tage vor Augen führt. Von verfallenden Flugzeughangars in England bis hin zu den endzeitlich anmutenden, düsteren Katakomben eines aufgelösten U-Boot-Stützpunkts in Kaliningrad zeigt er ohne eigene Wertung die steingewordenen Versuche beider Seiten, mit der Angst vor dem Gegner und einer militärischen Eskalation umzugehen.

Mit einem scharfen Blick für Details gelingt es Roemers, die menschliche Dimension in den Militäranlagen zu finden, die trotz des allgegenwärtigen Verfalls oft noch martialisch wirken und eine diffuse Feindseligkeit verströmen. Sei es der Grabstein in Form einer Hand auf dem Friedhof einer russischen Garnision in Polen, einer Hand, die, gleichsam aus dem Grab heraus eine Kalaschnikow drohend in den Himmel reckt, oder sei es die von den Wänden im Treppenhaus einer ehemaligen sowjetischen Kaserne in Ostdeutschland abblätternde Malerei, die unbeirrt die Errungenschaften des Sozialismus verkündet. Losgelöst vom historischen Kontext betrachtet, zeichnen sich viele seiner Fotografien durch eine eigentümliche Ästhetik des Morbiden und des Verfalls aus. Eingebunden in diesen Kontext sind sie wertvolle Zeugnisse einer Epoche, in der die Welt aufgrund des ideologischen Konflikts zweier Systeme mehrfach am Rand ihrer nuklearen Auslöschung stand.

Passend zu diesem Thema sei auch der aktuelle DAMALS-Sonderband 2010 angezeigt. In 15 reich bebilderten Beiträgen beschäftigen sich ausgewiesene Experten mit verschiedenen Aspekten der für den heutigen Leser bisweilen erstaunlich fern anmutenden Epoche der jüngsten Geschichte. Von der Entstehung der beiden Blöcke bis zum Ende des Konflikts wird ein informativer Bogen gespannt. Weitere Informationen dazu im Internet unter www.damals.de. Der Sonderband im Umfang von 128 Seiten ist dort auch zum Vorzugspreis von 14,90 € beziehbar, ferner über den DAMALS-Leserservice unter der Telefonnummer +49 (0)1805 260 158.

Rezension: Carsten Felker

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Roemers, Martin
Relics of the Cold War
Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2009, 144 Seiten, Buchpreis € 35,00
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