China hat nicht nur einen konfuzianisch geprägten Staatskult, einen Ahnenkult, eine Unzahl verschiedenster lokaler Kulte und eine eigentliche Hochreligion, den Taoismus, hervorgebracht. China war auch das Einwanderungsland für Anhänger fremder Religionen. Der aus Indien stammende Buddhismus fand ebenso Aufnahme wie der mittelöstliche Islam und das europäische Christentum, wobei der Buddhismus sich in China wesentlich weiterentwickelte und neue Richtungen wie etwa den Chan (japanisch Zen) schuf. All diesen Traditionen versucht der Band von Florian C. Reiter über die Religionen in China gerecht zu werden. Ausgehend von der Beschreibung der verschiedenen Tempel, die ein heutiger Reisender noch antreffen kann, werden einige Grundlagen wie etwa der Festkreis oder der religiöse Raum erörtert. Das Schwergewicht der Darstellung liegt jedoch auf dem hierzulande wenig bekannten Taoismus, dem Forschungsgebiet des Autors, sowie dem Buddhismus. Zur Erhellung des Taoismus sind verdienstvollerweise Ausschnitte von Originaltexten in Übersetzung eingefügt, wodurch die Beschreibung an Farbe gewinnt. Für die Behandlung des Buddhismus wäre es allerdings hilfreich gewesen, wenn einleitend kurz dessen Grundanschauungen sowie eine knappe Beschreibung der Unterschiede zwischen Hinayana und Mahayana gegeben worden wären. So aber sind die nicht einschlägig vorgebildeten Leser zusätzlich auf andere Einführungwerke angewiesen. Den Abschluß bildet eine informative Darstellung der offiziell verfolgten Falun Gong Bewegung.
Rezension: Bumbacher, Stephan Peter