Über Burgen bestehen immer noch viele falsche Vorstellungen. Etwa: Burgen waren immer hart umkämpft, wurden dort erbaut, wo man sie am besten verteidigen konnte, und bei Angriffen verteidigte sich die Burgbesatzung mit heißem Pech, siedendem Öl oder kochendem Wasser. Alles Unsinn, weiß der Burgenforscher Joachim Zeune. Er stellt klar, dass die Burg der Kontrolle über ein Gebiet und dessen Verwaltung diente, ihre Lage weniger verteidigungstechnischem als oft verkehrs- und wirtschaftsstrategischem Kalkül geschuldet war und dass sich Burgbewohner vor allem mit Bogen und Armbrust sowie mit Steinen verteidigten, auch noch, als es schon Feuerwaffen gab. Die gängigen Vorstellungen von der Burg als einem geheimnisvollen Ort mit finsteren Verliesen, Geheimgängen und Schatzkammern entstanden im 18. Jahrhundert mit seiner Burgenromantik und werden bis heute bedient – vom Camelot des Königs Artus bis zu Harry Potters Hogwarts. Gegen diese Phantasiekonstrukte stellt Zeune einen knappen, aber instruktiven Überblick. Er schildert den Wandel von der Burg zum Schloss und informiert über den Aufbau einer Burganlage, über die einschlägigen Bautechniken, den Adel als Bauherrn und die Burg als Herrschaftsinstrument. Auch die heutige Rolle von Burgen als identifikationsstiftendes Denkmal wird angesprochen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger