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Rom – Die Biographie eines Weltreichs

Woolf, Greg

Rom – Die Biographie eines Weltreichs

In der Welt von heute, wo allerorten Staaten scheitern, Gesellschaften in Segmente zerfallen und aktive Zustimmung zu einer nicht immer bequemen Ordnung rarer zu werden scheint, verdient ein Herrschaftsgebilde von der Größe und Stabilität des Römischen Reiches mehr denn je Aufmerksamkeit. Der englische Alt-historiker Greg Woolf nimmt die Frage nach Roms Erfolgsrezept auf und beantwortet sie in einem reflektierten, gleichwohl gut lesbaren und sehr empfehlenswerten Buch.

Imperien, ausgedehnte Herrschaftsgebilde aus Gebieten und Bevölkerungen mit unterschied‧lichem Status, benötigen im Kern drei Dinge: erstens die Bereitschaft und Fähigkeit, Gewalt zu gebrauchen, zweitens eine leitende Idee, welche die Eliten zu Opfern und Leistungen anspornt, aber auch attraktiv für die breite Mehrheit ist, und drittens – damit verbunden – Mechanismen, die das Reich als die beste aller denkbaren Welten erscheinen lassen.

Im Fall von Rom waren alle diese Voraussetzungen gegeben, freilich in sich ändernden Mischungsverhältnissen. Am Anfang gab es sehr viel Gewalt, kaum eine Idee, aber schon ausbaufähige Mechanismen der Integration, wie das sogenannte Bundesgenossensystem in Italien zeigt. Entscheidend war dann, was Herfried Münkler die „augusteische Schwelle“ genannt hat. Aus Eroberungen hervorgegangene Staaten, so bilanziert Woolf, müssen sich verändern, damit stabile Herrschaftsstrukturen entstehen können. Den Römern gelang dies, von Ausnahmen wie Judäa und Germanien abgesehen, bemerkenswert gut.

Den Rahmen dafür bildete die Stadt als soziale und politische Einheit. Sie kam in ihrem Erscheinungsbild als ein verkleinertes Rom daher, in ihr als politischem Gehäuse konnten die Reichsangehörigen Bürger sein und autonom viele ihrer Angelegenheiten regeln. Vor allem deshalb überstand das Imperium die Krisen und Bedrohungen seit der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. so gut, weil viele von sich aus an seiner Rettung mitwirken wollten. Das aber war nur möglich, weil Rom politisch, ökonomisch und vor allem kulturell auf Integration und Identitätsangebote gesetzt hatte.

Erst im 5. Jahrhundert bekamen die Bedrohungen und Misserfolge die Oberhand über Roms Begabung oder Glück, sich von Krise zu Krise neu zu erholen. Man kann von einem „Multi-Organversagen“ sprechen. Woolf betont, wie katastrophal sich der Zusammenbruch des Reichs für die Betroffenen darstellte. Aber Auseinanderfallen, Invasion und Schrumpfung verhinderten doch nicht, dass in den neuen Einheiten Rom auf vielfältige Weise gegenwärtig blieb: im Byzantinischen Reich, in den Völkerwanderungsreichen und Bischofsstädten des Westens, auf lange Sicht am wenigsten freilich in der rasch expandierenden islamischen Welt.

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Rezension: Prof. Dr. Uwe Walter

Woolf, Greg
Rom – Die Biographie eines Weltreichs
Verlag Klett-Cotta, Suttgart 2015, 134 Seiten, Buchpreis € 29,95
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