“Romdeutsch” ist im Gegensatz zu “Denglisch” bisher eher unbekannt gewesen. Karl-Wilhelm Weeber, Leiter eines Gymnasiums, Professor für Alte Geschichte und Lehrbeauftragter für Didaktik der Alten Sprachen, zeigt in seinem exzellent geschriebenen Werk “Romdeutsch. Warum wir alle Lateinisch reden, ohne es zu wissen”, was es mit diesem Sprachgemisch auf sich hat. Nach der Lektüre wird keiner mehr erstaunt sein, daß die Hälfte des deutschen Wortschatzes lateinische Wurzeln hat.
Mit sehr viel Charme führt der Autor Fremdwörter, Lehnwörter, Sprichwörter und Begriffe wie “Kartoffeln”, bei denen man einen lateinischen Hintergrund niemals vermuten würde, auf ihren lateinischen Ursprung zurück. Als gewiefter Didaktiker versteht es Weeber, die richtige Dosis zwischen fachlicher Information und Lesevergnügen zu finden. Das Paradebeispiel hierfür ist das Kapitel über Wirtschaftslatein. Weeber macht daraus in Anlehnung an die Fernsehsendung “Wer wird Millionär” ein Finanzquiz. Dabei schlägt sich der Kandidat Caesar wacker und beantwortet alle Fragen, die ihm ein gewisser Herr Stercus liquidum stellt. Auch in den anderen Kapiteln gibt es viel zu lachen, und sei es über die lateinischen Fehltritte so mancher Zeitgenossen. Nebenbei entlarvt Weeber das Fachchinesisch, das in einigen Wissenschaften heute üblich ist und eher den Namen Fachlateinisch verdiente.
Neben allem Spaß ist auch die Leistung zu würdigen, durch die nun endlich ein Werk vorliegt, das den Zusammenhang zwischen Deutsch und Latein deutlich macht, wenn auch nicht alle Fremdwörter erklärt und umstrittene Etymologien nicht erörtert werden. Auf die Frage, was denn Deutsch mit Latein zu tun habe, es sei doch keine romanische Sprache, hat der Lehrer jetzt ein Werk in petto, das er interessierten Schülern empfehlen kann. Auch allen anderen sei “Romdeutsch” ans Herz gelegt; selbst diejenigen, die keine “Latin lovers” sind, werden es genießen.
Rezension: Hauff, Andrea