Der „Simplicissimus“ ist bis heute Inbegriff einer politischen Satirezeitschrift. Im Kaiserreich antiklerikal, antifeudal, gegen Untertanengeist und Bildungsdünkel gerichtet, eckten Texte und Karikaturen immer wieder an, wurde die Wochenschrift mehr als einmal verboten. Gegründet 1896 von dem Verleger Albert Langen, brillierten in ihr Th. Th. Heine, Ludwig Thoma und Eduard Thöny, später lieferten Heinrich Zille oder Käthe Kollwitz künstlerische Beiträge, und für viele wichtige Literaten bot die Zeitschrift ein Forum. Auch wenn das Medium nicht ganz frei von rassistischen Untertönen blieb – es wurde zur Speerspitze gegen den Nationalsozialismus, aber auch gegen linken Umsturz.
Im LangenMüller Verlag ist ein Bildband erschienen, der den „Simplicissimus“ wieder aufblättert. Die Autoren machen die Kreation von Typen (der Wachtmeister, der Professor, der Korpsstudent …) als Erfolgsrezept aus und stellen Karikaturen zu verschiedenen Themen aus der Zeit zwischen 1896 und 1933 zusammen. Knappe Kommentare umschreiben den historischen Kontext und machen Anspielungen auf damalige Vorgänge und Verhältnisse verständlich. Zuweilen aber wird doch zu kurz gegriffen: Manche Texte und Bilder, wie die zum „jüdischen Unternehmer“, erscheinen doppelbödiger und judenkritischer, als es der wohlwollende Kommentar angibt.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Reinhard Klimmt/Hans Zimmermann (Hrsg.)
Simplicissimus 1896–1933
Die satirische Wochenzeitschrift
LangenMüller Verlag, Stuttgart 2018, 288 Seiten, € 48,–