1991, nach dem gemeinsam geplanten und ausgeführten Freitod seiner Mutter, wird der bis dato unbeschwerte 31-Jährige von einer monströsen depressiven Attacke ereilt, die bis heute in Schüben seinen Lebenswillen aushöhlt.
Aus seiner privaten Tragik hat Solomon eine enzyklopädische Bestandsaufnahme der Depression gestrickt. In einem phänomenalen Kraftakt, der Geistesgeschichte, Ökonomie, Pharmakologie und Evolutionslehre umspannt, rollt er das gesamte moderne Wissen über alle Facetten der Gemütskrankheit auf. Sein Stil wechselt dabei mühelos von der nüchternen klinischen Diagnose über die poetische Beschwörung der Seelenqualen bis zum anschaulichen wissenschaftsjournalistischen Hintergrundbericht.
An manchen Stellen spürt man allerdings die Wutattacken eines gekränkten Egos, dessen Anspruch auf Heilung nicht befriedigt wird. Bei seiner Fahndung nach Erlösung schreckt der Autor selbst vor den exotischsten alternativen Therapieformen und vor spirituellen Erkundungstrips nach Kambodscha und Grönland nicht zurück. “Saturns Schatten” ist aber auch ein zurückhaltendes Plädoyer für Psychopharmaka, die kleinen Helfer aus der Retorte.
Rolf Degen