Lange Zeit hielt sich die Ansicht, daß zwar die SS (Schutzstaffel) eines der entscheidensten Machtzentren innerhalb des nationalsozialistischen Unrechtsregimes war, daß aber die Angehörigen ihres militärischen Flügels, der Waffen-SS, Soldaten „wie andere auch” gewesen seien. Dieser Meinung ist schon 1977 Charles W. Sydnor in seiner noch immer maßgeblichen Studie über die 3. SS-Division „Totenkopf” entgegengetreten. Das Buch liegt jetzt endlich auch auf deutsch vor. Minutiös, aber erfreulich klar argumentierend, verfolgt Sydnor die sich wandelnde politische und militärische Rolle der berüchtigten Truppe. Eingehend charakterisiert er Persönlichkeit und Verhalten Theodor Eickes, der vor dem Krieg mithilfe der SS-Totenkopfverbände das Konzentrationslagersystem leitete. Das Lagerpersonal bildete später den Kern der 1939 von Eicke gegründeten Totenkopf-Division. Ergebnis der Analyse Sydnors ist, daß sich die Kampfkraft der Totenkopf-Division mit größter Brutalität paarte, ihr Kennzeichen geradezu das rücksichtslose Vorgehen gegenüber den feindlichen Soldaten, aber auch gegen Zivilisten war. Die Gründe für diese Verhaltensweisen sieht der Autor im menschenverachtenden ideologischen Drill während des KZ-Einsatzes und in der fanatischen Führerschaft der Offiziere – wenigstens ein Ansatz, um das Unbegreifliche ein wenig erklärbar zu machen.
Rezension: Talkenberger, Heike