Das Mittelalter war im Gegensatz zur Antike spielfeindlich! So glaubten viele Historiker noch lange. Doch völlig zu Unrecht – wie Sophie Caflisch in ihrer sehr kleinteiligen, aber dennoch gut lesbaren Promotionsarbeit nachweisen kann. Sie holt weit aus, wenn sie zunächst den Begriff „Spiel“ definiert, sich mit Spielpädagogik befasst und den Zusammenhang von Spiel bzw. Schauspiel und Erziehung im antiken und frühmittelalterlichen Denken referiert.
Zwar wurde schon im 4. Jahrhundert für Kleriker und Laien das Glücksspiel verboten, vor allem, wenn es auch noch mit übermäßigem Alkoholgenuss einherging. Doch es gab durchaus erlaubte Spiele auch für Kleriker, etwa Ball- oder Brettspiele, die schon früh in der Klostererziehung eingesetzt wurden und später an den Universitäten oder bei Hof ihren Platz fanden. Lange vor Rousseau und seinem aufklärerischen Menschenbild, dem man dies gemeinhin zuschreibt, hielt man sportliche Spiele für Kinder als gesundheitsförderlich; Brettspiele wie Schach sollten die Tugend und Lernspiele den Wissenserwerb befördern. Und hohe Kleriker wie Bischof Nikolaus von Kues betätigten sich sogar als Spieleerfinder.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Sophie Caflisch
Spielend lernen
Spiel und Spielen in der mittelalterlichen Bildung
Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2018, 468 Seiten, € 46,–