Selten hat es innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums eine so tiefgreifende Diskreditierung einer lange nahezu unangefochtenen Institution gegeben wie im Fall der Sklaverei. Über viele Jahrhunderte galten Sklaverei und Sklavenhandel den Zeitgenossen als Selbstverständlichkeit, die keiner Rechtfertigung bedurfte. Mit einer Ausnahme – der Revolte in Saint-Domingue, dem späteren Haiti – gelang es allerdings nie den Sklaven selbst, die Tür zur Freiheit aufzustoßen. Die Anregungen zur Überwindung der Sklaverei kamen in der Regel von außen, aus den Zentren der Sklavenhandelsnationen. Eine besondere Bedeutung erlangten seit Ende des 18. Jahrhunderts die mehrheitlich von Evangelikalen getragenen Anti-Sklaverei-Aktivitäten in England, die Adam Hochschild in seinem Buch mit dem Titel „Sprengt die Ketten“ mit viel Sympathie und Liebe zum Detail nachzeichnet. Für Kenner der Materie bietet sein Werk freilich keine neuen Erkenntnisse.
Hochschild legt dar, wie eine Handvoll engagierter, christlich motivierter Philanthropen eine der ersten effizienten Pressuregroups mit öffentlicher Wirkung in England aufbaute. Im Kampf gegen die Sklaverei, die sie als Sünde und Verbrechen gegen die göttliche Vorsehung auffassten, setzten die Abolitionisten uns auch heute noch vertraute Instrumente ein: Konsumboykott, Petitionen, politische Poster und Buttons.
Zu den wichtigsten Stimmen der Abolitionisten gehörte ein ehemaliger Sklave: Olaudah Equiano ging mit seiner 1789 publizierten Autobiographie, die detailliert sein Schicksal als Unfreier schilderte, auf eine Tour durch England, Schottland, Wales und Irland. Diverse Abolitionskomitees organisierten Lesungen. Das Buch wurde rasch ein Bestseller und wichtiger Teil der Anti-Sklaverei-Propaganda, die vor genau 200 Jahren ihren ersten großen Erfolg feierte. 1807 verbot das Parlament in London den Handel mit Sklaven mittels britischer Schiffe.
Rezension: Eckert, Andreas