Die Beiträge dieses Sammelbandes, der aus einer Tagung der Katholische Akademie in Bayern hervorgegangen ist, bieten so etwas wie ein modernes Handbuch der deutschen Geschichte im 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Artikel sind von erstrangigen Kennern der Epoche allgemeinverständlich verfasst und enthalten die wesentlichen Aspekte, unter denen die moderne Forschung das Hochmittelalter betrachtet.
Auf eine Charakteristik des welfischen Jahrhunderts in Bayern mit seinem kirchengeschichtlichen Hintergrund (Manfred Weitlauff) folgen sehr anschauliche Abhandlungen über das schwierige Verhältnis von historischer Wirklichkeit und Erinnerung und über „Innovationspotentiale eines mittelalterlichen Fürsten“ am Beispiel Heinrichs des Löwen (Bernd Schneidmüller), bevor die Anfänge der Geschichte Münchens in neuem Licht erscheinen, nämlich im Kontext der Reichspolitik (Rudolf Schieffer).
Das Engagement Friedrich Barbarossas in Italien bildet den Hintergrund für die Frage nach den Initiativen des Kaisers und der Reichsfürsten bei der Entmachtung Heinrichs des Löwen (Knut Görich), der als „Mäzen“ bedeutender war, als es die stauferbegeisterte „Reichskunstgeschichte“ (Willibald Sauerländer) der 20er Jahre und danach wahrhaben wollte. Mit einem Porträt Heinrichs VI. unter dem Gesichtspunkt seines Verhaltens in Konflikten (Gert Althoff) nähert sich die Sammlung dem verhängnisvollen Drehpunkt der Reichsgeschichte, der Doppelwahl von 1198, bei der sich Staufer und Welfen abermals gegenüberstanden (Peter Csendes).
Der Herrschaft Friedrichs II. im Imperium und im Königreich Sizilien (Wolfgang Stürner) läuft die Konsolidierung weltlicher Herrschaft des Papsttums unter Innozenz III. parallel (Thomas Frenz); mit einem Blick auf die Söhne Friedrichs II. und das Ende der Staufer (Wolfgang Stürner) sowie einem Überblick zum Nachleben der Staufer und Welfen im Urteil der nachfolgenden Jahrhunderte (Werner Hechberger) schließt der Band, dessen Lektüre ebenso angenehm wie gewinnbringend ist.
Rezension: Prof. Dr. Joachim Ehlers