Tassilo III., um 741 geboren und um 796 gestorben, war der letzte Herzog von Bayern aus dem Geschlecht der Agilolfinger. In seine Wiege wurde ihm der bereits schon länger schwelende Gegensatz zu den Karolingern gelegt, die sich mittlerweile als fränkische Zentralmacht etabliert hatten. Tassilo III. wurde zum großen Gegenspieler seines Vetters Karl des Großen, der letztlich die Oberhand behielt, Tassilo in einem Skandalprozess in Ingelheim entmachtete, demütigte und schließlich ihn ebenso wie seine langobardische Ehefrau Luitpirc und seine Söhne und Töchter zu lebenslanger Klosterhaft verurteilte.
Bezieht man sich auf die offizielle Überlieferung der Reichsannalen, so findet man dort lediglich die Version des Siegers wiedergegeben. Wenn man jedoch wie der Wiener Mediävist Herwig Wolfram Tassilo III. gerecht werden will, so muss man aus vielfältigen Quellen ein alternatives Bild zusammenzusetzen suchen. Dann stößt man auf eine beeindruckende Herrschafts‧bilanz Tassilos, in der der Sieg über die alpenslawischen Karantanen sowie die zahlreichen Klostergründungen hervorstechen. 40 Jahre herrschte Tassilo über ein Herzogtum Bayern, das damals auch Teile des heutigen Österreich, Südtirols und Sloweniens umfasste. Heute noch bewundern kann man den kostbaren „Tassilo-Kelch“, gestiftet vom Herrscherpaar und zu sehen in Stift Kremsmünster.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger