In Zeiten, in denen staatliche Unterstützung für ganze Industriezweige diskutiert und praktiziert wird, kommt die gut geschriebene, anregende Technikgeschichte von Joachim Radkau gerade recht. Keine heroische Fortschrittsgeschichte präsentiert der Bielefelder Historiker, sondern eine kritische Studie über die Rolle der Technik in der deutschen Geschichte vom 18. Jahrhundert bis heute – über Material und Design, Qualität und Qualifikation, Arbeitsschutz und Käuferinteressen. Nicht nur die erfolgreichen Innovationen gehören zu seiner Technikgeschichte, sondern auch die Fehlschläge.
Radkau legt zwar das Augenmerk auf deutsche Besonderheiten, doch charakterisiert er auch den amerikanischen oder den Schweizer Technikstil. In seiner chronologischen Darstellung stehen das 18. und das frühe 19. Jahrhundert unter dem Signum der maximalen Nutzung regenerativer Ressourcen, die Zeit von 1850 bis zur Jahrhundertwende unter dem des energischen technischen Ausbaus; es folgt die Zeit, in der die Weltkriege zum Motor der Technikentwicklung wurden, während man seit 1950 die Grenzen der Massenproduktion auslotet.
Rezension: Talkenberger, Heike