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Tiergarten – In the Garden of Beasts – Ein amerikanischer Botschafter in Nazi-Deutschland

Larson, Erik

Tiergarten – In the Garden of Beasts – Ein amerikanischer Botschafter in Nazi-Deutschland

Die amerikanische Botschafter-Familie Dodd liefert dem Bestsellerautor Erik Larson die Geschichte für sein neues Werk „Tiergarten – In the Garden of Beasts“. Im Sommer des Jahres 1933 zog die vierköpfige Familie ein halbes Jahr nach der Machtübernahme Hitlers in Deutschland nach Berlin. Der Vater William A. Dodd hatte zuvor unverhofft die Stelle als US-Botschafter in Berlin angenommen.

Dodd war Historiker an der University of Chicago und zur Zeit seiner Berufung nach Berlin bereits 64 Jahre alt. Er war ein bescheidener, nüchterner Mann, leidenschaftlicher Jefferson-Demokrat und begeisterter Anhänger Woodrow Wilsons, des Präsidenten, der die Vereinigten Staaten erfolgreich durch den Ersten Weltkrieg gelotst hatte. Mit ihm brachen seine Frau Mattie, sein 28-jähriger Sohn Bill (William E. Dodd jr.) und seine 24-jährige Tochter Martha nach Deutschland auf.

Als Quellen dienten Larson vor allem das Tagebücher Dodds sowie das Erinnerungsbuch von Martha. Doch auch Tagebucheinträge, Erinnerungen oder Briefe von vielen anderen Personen, die in Deutschland mit den Dodds verkehrten, werden berücksichtigt. Außerdem verwandte Larson zusätzlich wissenschaftliche Publikationen und versuchte sich durch einen Berlin-Aufenthalt in die damalige Zeit und das Umfeld hineinzuversetzen. Im Anhang des Buches kann deshalb auf eine lange Fußnotenliste und eine Bibliographie zurückgegriffen werden.

Beides macht das Werk zwar noch nicht zu einer wissenschaftlichen Publikation, doch es zeigt, dass eine ausgiebige Recherche betrieben wurde. Die gut gewählten Tagebuch- und Erinnerungsausschnitte sowie die Beschreibungen Berlins und der dortige Atmosphäre versetzen den Leser in die Berliner Zeit der Dodds. Die politischen Ereignisse werden durch die Korrespondenzen des Botschafters sehr ausführlich beschrieben und durch weitere Informationen ausgestaltet. Dabei steht ausschließlich die Zeit von der Ankunft der Dodds am 12. Juli 1933 bis kurz nach dem sogenannten „Röhm-Putsch“ (30. Juli 1934) im Mittelpunkt. Meistens werden der deutsche Antisemitismus, die Übergriffe der SA auf Ausländer (und Amerikaner) sowie die Bespitzlung des Alltags durch das Hitler-Regime thematisiert.

Konträr dazu stehen Marthas Lebenserfahrungen in Berlin. Sie verkehrte in der „besseren“ Gesellschaft Berlins und weiß vorerst nur Positives über das nationalsozialistische Deutschland zu berichten. Sie war fasziniert von der deutschen Aufbruchsstimmung und fühlte sich sehr von den großen, blonden Männern der NS-Eliten angezogen. Durch ihre Erinnerungen erhalten die Leser tiefe Einblicke in die Tee- und Clubgesellschaften Berlins sowie deren Verhaltensregeln zur Zeit des frühen NS-Regimes. Martha ließ sich dabei auf diverse Affären mit zum Teil hochrangigen NS-Funktionären und ausländischen Botschaftsangehörigen ein und hatte sogar mit Hitler persönlich ein kurzweiliges „Date“.

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Marthas glamouröser Berliner Umgang stellt folglich das komplette Gegenteil zu Dodds politischem Alltag mit den Größen des Dritten Reichs dar, weshalb man durchaus Verständnis für Marthas naiv-positiven Eindruck von Deutschland haben kann. Dodd selbst brauchte jedoch auch einige Monate, um das aggressive Potenzial des Hitler-Regimes zu erkennen und die endlosen Beschwichtigungen als leere Phrasen zu entlarven. Er begann noch in den letzten Monaten des Jahres 1933 die USA vor den Gefahren des nationalsozialistischen Deutschlands zu warnen und prophezeite bereits einen Krieg. In Washington wurde er jedoch bis zu seiner Entlassung am Ende des Jahres 1937 nicht ernst genommen oder gar ignoriert. Dodd wurde damit zu einer Art tragischen Figur.

Rezension: Redaktion DAMALS

Larson, Erik
Tiergarten – In the Garden of Beasts – Ein amerikanischer Botschafter in Nazi-Deutschland
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2013, 513 Seiten, Buchpreis € 24,99
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