Nach Schätzungen der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem sind im Holocaust eineinhalb Millionen jüdische Kinder ermordet worden, dazu Zigtausende vor allem polnische und russische sowie Kinder aus Sinti- und Roma-Familien. Wie kann man sich dieser Ungeheuerlichkeit nähern?
Alwin Meyer hat die wenigen Überlebenden der Verfolgung und ihre Angehörigen aufgesucht, ihr Vertrauen gewonnen, und erzählt nun in diesem beeindruckenden Buch ihre Geschichten. Es beginnt mit dem „Leben davor“, mit Erinnerungen an eine meist unbeschwerte Kindheit in Deutschland, Ungarn, Tschechien, Russland oder Polen. Dann folgen die furchtbaren Jahre der Verfolgung und Internierung, vor allem in Auschwitz-Birkenau. Nicht nur Hunger, Todesangst und ständige Gewalt gehörten zu den traumatisierenden Erfahrungen der Kinder, sondern vor allem auch der Verlust der Angehörigen, das Alleinsein, das Ausgeliefertsein. Diese Erlebnisse belasteten als schwere Hypothek die Überlebenden in der Nachkriegsgesellschaft, wie die Gespräche zeigen. Das Buch ist ein wichtiger, ein unverzichtbarer Beitrag zur Holocaust-Forschung. Mit seiner einfühlsamen Darstellung sorgt es dafür, dass die Kinder von Auschwitz nicht vergessen werden.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger