Die beinahe vollständige Ausrottung der „First Peoples“, der Indianer, in Nordamerika gehört zu den dunklen Kehrseiten des Aufstiegs der USA zur Weltmacht. Der dramatischen Geschichte des indianischen Nordamerika, gekennzeichnet durch Verdrängung und Unterwerfung, Dezimierung und Kulturzerstörung, widmet sich der Schweizer Historiker Aram Mattioli. Er betont, dass der Untergang der Indianer weder eine unbeabsichtigte „bedauerliche Tragödie“ noch ein absichtsvoll geplanter „Völkermord“ war, sondern setzt die je unterschiedlichen Verhältnisse und Geschehnisse vor Ort zu einem vielgestaltigen Bild zusammen.
Im Vordergrund stehen die Geschicke der Indianer im 19. Jahrhundert, die Mattioli mitreißend schildert. Dabei legt er koloniale Sichtweisen der weißen Siedler, Rechtsbrüche und Gewaltexzesse ebenso bloß wie die unterschiedlichen Reaktionsweisen der betroffenen indigenen Völker, die in ihren Interessen und Motiven durchaus heterogen waren. Das Spektrum reichte von Entgegenkommen bis zu bewaffnetem Widerstand, wie ihn etwa die Seminolen in Florida versuchten. Am Ende blieben in Reservate Eingepferchte, Entwurzelte zurück, denen man ihre Kinder entriss, um sie in weißen Familien zu „amerikanisieren“.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger