In den Medien scheinen sie allgegenwärtig: die geheimen Machenschaften mächtiger Drahtzieher, deren Einfluß ruinöse Ausmaße annimmt. Dies ist der Kern von Verschwörungstheorien, die trotz ihrer unbestreibaren Wirkung in den Geschichtswissenschaften bisher wenig Beachtung gefunden haben. Umso verdienstvoller ist der von Ute Caumanns und Mathias Niendorf herausgegebene Band, an dessen Beginn Rudolf Jaworskis Beitrag eine außerordentlich hilfreiche Abgrenzung von individuellem Verfolgungswahn und Verschwörungstheorien vornimmt. Ein persönlicher Wahn eines Diktators (etwa Hitlers) kann, so der Autor, niemals zur Staatsdoktrin werden; vielmehr ist die Resonanz der Verschwörungstheorien nur durch ihre Verankerung in der Umwelt zu erklären. Deutlich wird der sozialpsychologische Nutzen der Verschwörungstheorien durch ihre vorgebliche Sinnstiftung angesichts ausufernder Ängste und Orientierungsverlust. Der Bogen der Beiträge spannt sich anschließend vom Hexenstereotyp über die Verschwörungstheorien zu Freimaurern und Juden bis hin zu entsprechenden Vorstellungen in Polen und
Rezension: Talkenberger, Heike