Kann man eigentlich noch Politikern und ihrem Sprechen bzw. ihrem Handeln trauen? Und macht sich im Finanzsektor nicht immer mehr egoistisches Profitstreben bemerkbar, das das Gemeinwohl außer Acht lässt? Vertrauensverluste in Bezug auf staatliche Institutionen, Parteien oder Banken werden in letzter Zeit häufig thematisiert, „Vertrauen“ wird dabei immer wieder als wichtige Kategorie eines gesellschaftlichen Miteinanders benannt.
„Vertrauen“ ist inzwischen aber auch Gegenstand historischer Untersuchungen geworden. Jan Timmer hat eingehend analysiert, welche Funktion Vertrauen für das politische System der römischen Republik hatte, wie Vertrauen erzeugt und stabilisiert wurde und was passierte, wenn das Vertrauen in einzelne politische Akteure verlorenging und durch Misstrauen ersetzt wurde.
Zu Beginn seiner überarbeiteten Dissertation schildert Timmer etwa die entscheidende Vertrauenskrise, bevor Caesar „den Rubikon überschritt“ und damit den Bürgerkrieg auslöste. Der Autor weist eindrucksvoll nach, wie wichtig das Vertrauen in die gemeinsamen Institutionen für die Römer war und wie sehr sie sich auf die „republikanischen Tugenden“ ihrer Mitbürger verließen. Ein stark ausgeprägtes Misstrauen dagegen gemahnte an einen Tyrannen, der nur noch Verschwörer um sich sieht.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger