Wesentlich kritischer als Woller beurteilt Der an der Universität Luzern lehrende Historiker Aram Mattioli zeigt in seiner spannenden Studie, wie sehr in den letzten Jahrzehnten die positive Berufung auf Mussolini und den Faschismus wieder salonfähig geworden ist und welche erschreckenden Ausmaße dieser Geschichtsrevisionismus, der von jedem kritisch reflektierten Verhältnis zur Vergangenheit weit entfernt ist, unter Berlusconis Regierung angenommen hat.
Mattioli schildert die „Erosion des antifaschistischen Grundkonsenses“, etwa durch die Koalition mit der extremen Rechten, die der „Cavaliere“ 1994 schmiedete. Berlusconi selbst lässt sich gern als neuen „Duce“ mit dem eigentlich verbotenen „römischen Gruß“ feiern. Mattioli analysiert die „Elemente des „revisionistischen Erinnerungsdiskurses“, etwa die Verharmlosung der faschistischen Diktatur als „gutmütig“, die fehlende Kritik an Mussolini, die sich in der ungebrochenen Verehrung vieler Italiener für den Diktator zeigt, die Leugnung des faschistischen Antisemitismus oder die Umdeutung des Kollaborationsregimes von Salò zum „Bollwerk“ gegen den angeblich von der Resistenza angestrebten Stalinismus.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger