Nicht nur Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt, sondern auch Österreich, dessen Hauptstadt ebenfalls in vier Sektoren aufgeteilt war. Zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs hat der berühmte in Wien geborene jüdische Fotograf Erich Lessing höchst eindrucksvolle Bilder zu einem Bildband zusammengestellt. Sie entstanden zwischen 1945 und 1961. Ein ausführlicher historischer Essay des Historikers Michael Gehler setzt sich kritisch mit der These, Österreich sei Hitlers erstes Opfer gewesen, auseinander und legt die wichtigsten Wegmarken der politischen Entwicklung dar, von der Besetzung des Landes bis zum Staatsvertrag 1955.
Die eindrücklichen Fotografien zeigen Szenen aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Alltagsleben. Ruinen in Wien, noch Jahre nach Kriegsende, Kriegsinvaliden, Frauen im steirischen Bergbau, Weihnachtsbräuche im Salzburgischen, der „eiserne Vorhang“ zwischen Österreich und Ungarn, aber auch neue Eleganz im Wiener Café „Demel“, Kinderfreuden auf dem Prater und nicht zuletzt der Wiener Opernball … Die Bilder laden so zum Vergleich mit deutschen Verhältnissen ein.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger