Abseits vom mainstream bietet Michael Mitterauers Buch „Warum Europa?“, einen spannenden und ungewöhnlichen Zugang. Ausgehend von Max Webers These des „europäischen Sonderwegs“ begibt sich der Autor auf Spurensuche: Warum wurde gerade in Europa das parlamentarisch-demokratische System begründet, wieso entwickelten sich hier Kapitalismus und Kolonialismus? Mitterauer findet Antworten im Mittelalter, wenn er unter anderem die Agrarrevolution, das Lehnswesen, das Papsttum und die Kreuzzüge analysiert. Seine Vorgehensweise zeichnet sich dabei durch systematische interkulturelle Vergleiche aus– vor allem mit der chinesischen und islamischen Kultur. Ob Kreuzzüge und Djihad oder Roggen und Reis: Die Vergleiche erklären anschaulich viele Ursachen der europäischen Sonderentwicklung. Und auch wenn sie meist Gegensätze betonen, bleibt dennoch Platz für überraschende Parallelen.
Rezension: Gunkel, Christoph