Plündernde Seefahrer und mordende Barbaren – bis heute ranken sich Mythen um die Wikinger. Wer waren die wilden Krieger aus dem Norden? Dieser Frage wollte der Tübinger Mittelalter-Archäologe Jörn Staecker auf den Grund gehen. Als er überraschend starb, übernahm sein Kollege Matthias Toplak das Projekt.
Das nun vorliegende Sammelwerk bietet einen umfassenden Überblick zum aktuellen Stand der Wikinger-Forschung. Die einzelnen Kapitel, an denen weitere Wissenschaftler mitgearbeitet haben, beleuchten Fragen der Herkunft und der materiellen Kultur. Sie nehmen die Rollen von Männern und Frauen sowie die sozialen Hierarchien in den Blick. Darüber hinaus untersuchen sie Schifffahrt, Handel und Expansion sowie Religion und Mythologie. Das Buch rekonstruiert die Wikingerzeit dabei auch anhand archäologischer Funde. Dies erweitert den Blick auf die Zeit erheblich, sind es doch vor allem die schriftlichen Quellen aus den Schreibstuben der christlichen Mönche, die das einseitige Bild der Nordmänner als wilde Barbaren vermitteln.
Durch die vielen beteiligten Autoren schwankt die Darstellung im Stil, und inhaltlich kommt es gelegentlich zu Wiederholungen. Dennoch handelt es sich um ein gelungenes Überblickswerk, das ein vielschichtiges Bild der Wikinger zeichnet, die auch erfolgreiche Entdecker und Händler waren.
Rezension: Anna Joisten
Jörn Staecker/Matthias Toplak (Hrsg.)
Die Wikinger
Entdecker und Eroberer
Propyläen Verlag, Berlin 2019, 480 Seiten, € 32,–