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Wende-Weckruf

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Wende-Weckruf

Es ist, als würden die meisten Menschen in zwei Welten leben. Welt eins, die Abstraktwelt, wird wärmer, widriger, unwirtlicher, Gletscher und Regenwälder und Tierarten verschwinden im Rekordtempo, während Wissenschaftler warnen, dass das nur der Anfang sei. Welt zwei ist die Alltagswelt. Hier geht’s konkret zu und übersichtlich. Es herrscht ein gemütlicher Trott darin. Der Alltag ist ausstaffiert mit Autos und Urlauben, Flügen und Fleischkonsum. Als ob nichts wäre. Als sei Welt eins, nicht Welt zwei, ein Traum, aus dem wir eines Tages erwachen werden.

Graeme Maxton, schottischer Wirtschaftswissenschaftler und bis 2018 Generalsekretär des Club of Rome, bringt in seinem neuen Buch „Change!“ die beiden Welten zusammen. Und erzeugt damit einen Kurzschluss, in dem die Funken nur so fliegen. „Change!“ zeigt auf, warum die Welt eine radikale Wende braucht – Welt zwei natürlich, womit klar ist: Diese Wende wird ungemütlich. Und desto ungemütlicher, je länger wir damit warten. Wir müssen uns, echt jetzt, zusammenreißen und unsere Kräfte auf ein einziges Ziel fokussieren, so Maxton: „den ökologischen Fußabdruck des Menschen zu reduzieren und wieder in Einklang mit der Natur zu bringen, koste es nahezu, was es wolle“. Das gehe nur, indem wir den seit dem Wegfall des kommunistischen Korrektivs im Ostblock und in China immer zügelloseren, zerstörerischen und inzwischen „suizidalen Kapitalismus“ (der neben der Umwelt im übrigen auch die Demokratie zugrunde richte) als politisch-wirtschaftliches Rahmensystem überwinden.

Wie eine solche radikale Wende weg vom Selbstmordkapitalismus aussehen könnte, skizziert „Change!“. Sie wird weitreichende Folgen haben, die wir uns als kurzsichtige Welt-zwei-Bewohner noch gar nicht so recht ausmalen können. Führungskräften in fossilen Industrien von Luftfahrtunternehmen und Autofirmen rät er schon einmal: „Suchen Sie sich einen guten Anwalt. Gehen Sie in sich und fragen Sie sich, was Sie aus Ihrem Leben gemacht haben und warum Sie finden, es sei okay.“

Dass der Autor kein welt-zwei-fremder Träumer ist, der von einer Elfenbeinturmkanzel aus predigt, macht seinen Warnruf umso eindringlicher. Denn Maxton hat, was sein eigenes Leben betrifft, schon eine radikale Wende hinter sich gebracht. Der Ökonom hat einst die Autoindustrie beraten, für die Citibank und American Express gearbeitet, später leitete er das Hongkonger Büro der Wirtschaftszeitung The Economist. Bis er auf seinen Recherchereisen in Südostasien bemerkte, dass vieles von dem, was in dieser Zeitung stand, was auch er selbst hineingeschrieben hatte, schlicht nicht stimmt; dass das Klammern ans Wirtschaftswachstum für die Menschheit nicht ­Segen ist, sondern Fluch.

Wie dieser Fluch aussieht, auf welche Weise also Welt eins und zwei sich einander annähern, wenn die Radikalwende misslingt und der Klimawandel weiter Fahrt aufnimmt, auch das beschreibt Maxtons Buch. Es ist die weit ungemütlichere Alternative.

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Graeme Maxton
Change!

Warum wir eine radikale Wende brauchen
Komplett Media. 160 Seiten, 18 €

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