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Werke – Band 1: Die Zeit Constantin’s des Großen

Burckhardt, Jacob

Werke – Band 1: Die Zeit Constantin’s des Großen

Jacob Burckhardt hat durch die Wahl des Titels für sein erstes Buch „Die Zeit Constantin’s des Großen“ selbst zu einer verkürzenden Rezeption beigetragen. In der Tat ist von dem im Dezember 1852 publizierten Werk vor allem die These geläufig, in Konstantin habe man einen „Egoisten im Purpurgewand“ zu sehen, der „Alles, was er thut und geschehen läßt, auf die Erhöhung seiner eigenen Macht bezieht und berechnet“. Mit dieser „innerlich frivolen Staatsgewalt contrastirt die große, rücksichtslose Hingebung so Vieler, welche ihr ganzes Vermögen bei Lebzeiten wegschenkten, um sich ‚Gott zu widmen’“. In das religiöse Bewusstsein des Kaisers einzudringen sei „eine ganz überflüssige Mühe“. So lauteten seine Thesen.

Ganze Generationen von Historikern haben gegen dieses Bild angeschrieben. Seine biographische Bedingtheit wurde betont: Burckhardts entschiedene Abwendung von der Theologie in den 1840er Jahren und der Eindruck, den der Cäsarismus als neuer Herrschaftstyp auf ihn machte. Dabei ist das Konstantin-Bild des damals 34 Jahre alten Baslers sehr viel differenzierter. So habe der Kaiser das Christentum als Weltmacht begriffen und dementsprechend behandelt, ohne jedoch die Konsequenzen seiner Entscheidung überblicken zu können. Ähnlich ambivalent erscheint Burckhardts Urteil über die Kirche, die er für autoritär und dogmatisch erstarrt hielt, ihr andererseits aber zugutehielt, dass sie in ihren besten Köpfen das kulturelle Erbe der Antike bewahrt und zugleich ein sittliches Niveau ermöglicht habe, das die Antike nicht gekannt hatte.

Doch nicht nur Burckhardts Konstantin entzieht sich einfachen Etikettierungen. Der Leser findet in diesem neu her-ausgegebenen Band der „Kritischen Gesamtausgabe“ tatsächlich viel mehr als ein Buch über den Sieger an der Milvischen Brücke, er findet ein facettenreiches Zeitgemälde vor. Der kulturgeschichtliche Ansatz, mit dem Burckhardt später den Griechen so nahe kommen sollte wie kaum ein anderer Historiker, ist hier schon angelegt.

Ein Teil des Buchs widmet sich der Reichs- und Verfassungsgeschichte seit dem späten 2. Jahrhundert, vor allem der von Burckhardt treffend als „System der Adoptionen“ bezeichneten Tetrarchie unter Diokletian. Die einzelnen Regionen des Imperiums erhalten breiten Raum, ebenso die Transformation des Heidentums. Den Höhepunkt des Zeitgemäldes bildet der siebte Abschnitt „Alterung des antiken Lebens und seiner Cultur“.

Zu lesen ist der Text der Erstausgabe; die Notate im Handexemplar des Autors und die Veränderungen in der überarbeiteten, den meisten Nachdrucken zugrundeliegenden Auflage von 1880 finden sich im sorgfältig erarbeiteten kritischen Apparat. Sie werden ergänzt durch einen auf Nachweise und Zitatübersetzungen beschränkten Kommentar, ein editorisches Nachwort und mehrere Register. Ein klassisches Geschichtswerk kann nunmehr in seiner originalen Gestalt wiederentdeckt werden. Zu wünschen ist allerdings eine preiswerte Leseausgabe.

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(Herausgeber des Bands sind Hartmut Leppin / Manuela Keßler / Mikkel Mangold)

Rezension: Prof. Dr. Uwe Walter

Burckhardt, Jacob
Werke – Band 1: Die Zeit Constantin’s des Großen
Schwabe Verlag/Verlag C.H. Beck, Basel/München 2013, 648 Seiten, Buchpreis € 1,48,00
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