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Wernher von Braun – Visionär des Weltraums. Ingenieur des Krieges

Neufeld, Michael J.

Wernher von Braun – Visionär des Weltraums. Ingenieur des Krieges

Nur 27 Jahre nach dem Erststart der revolutionären Flüssigkeitsrakete V 2 im Oktober 1942 gelang es ihrem Konstrukteur Wernher von Braun, den ersten Menschen auf den Mond zu bringen. 1969 verwendete man dazu ein Nachfolgemodell der V-2-Rakete, die Saturn V. Michael Neufeld schildert in seinem neuesten Buch den Weg des umstrittenen Raketenpioniers. Getrieben von einer „romantischen Sehnsucht“ nach Reisen ins Weltall, scheute dieser allerdings auch nicht davor zurück, KZ-Häftlinge für die Produk‧tion der V-2-Rakete im berüchtigten Mittelbau-Dora einzusetzen und damit, entsprechend den Kriterien der Nürnberger Prozesse, ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ zu begehen. Auch nach 1945 hatte von Braun keine Skrupel, sich, inzwischen im Dienst der USA, am Bau von Massenvernichtungswaffen in Form atomarer Mittelstreckenraketen zu beteiligen, um seinem Ziel näherzukommen.

In einer nüchternen, sachlichen und sehr detailreichen Darstellung würdigt Neufeld als historische Leistungen von Brauns vor allem den Bau der ersten Großrakete der Welt, den Start des ersten amerika‧nischen Satelliten im Jahr 1958 und die Mondlandung. Hinzu kamen sein geniales Management von Großprojekten sowie das Talent, diese öffentlich zu vermarkten.

Neufelds Stil ist ausgesprochen fair. So wurde häufig die Frage gestellt, ob von Braun eine persönliche Verantwortung für die Behandlung der KZ-Häftlinge, die für ihn tätig waren, trug. Er hatte sie im formalen Sinn nicht (so von Brauns Darstellung), im moralischen Sinn allerdings schon (so die Darstellung ehemaliger Häftlinge). Beides stimmt – und dies auf feinfühlige Weise plausibel zu machen, ist eine der großen Leistungen des Buchs.

Bereits 1997 hatte Neufeld in seinem Buch „Die Rakete und das Reich“ eine sorgfältig recherchierte Geschichte des Raketenprojekts und seiner Verankerung im NS-Regime vorgelegt. Schon hier widerlegte er etliche Legenden, die sich um von Braun ranken. Das neue Buch geht an zwei Punkten darüber hinaus: Erstens bezieht es die Zeit in den USA nach 1945 mit ein und liefert damit erstmals eine umfassende Biographie von Brauns, die nicht allein auf den – oftmals geschönten – Erinnerungen Beteiligter, sondern auf Archivmaterialien basiert.

Zweitens präsentiert Neufeld an vielen Punkten biographische Details, die zuvor unbekannt waren, beispielsweise zur Verlobung 1943, zur Hochzeit 1947 oder zur Evakuierung nach Süddeutschland 1945.

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Diese verdienstvolle Tilgung weißer Flecken in der Biographie hat allerdings ihren Preis: In der Fülle von Details geht manchmal der Überblick verloren; und die politischen Hintergründe der Raketenentwicklung bleiben gelegentlich im Dunkeln. Über die „guten Gründe“, die Präsident Eisenhower bewogen hatten, von Brauns Ehrgeiz beim Start des ersten Satelliten zu bremsen und den Russen mit „Sputnik“ den Vortritt zu lassen, erfährt der Leser kaum etwas, obwohl dies weit mehr ist als eine Mar‧ginalie.

Neufeld schildert von Braun als den „Faust des 20. Jahrhunderts“, der den Pakt mit dem Teufel schloss und 1945 und danach das „Glück“ hatte, dass seine NS-Vergangenheit, die ihn immer wieder einzu‧ho‧len drohte, stets unter den Teppich gekehrt wurde, nicht zuletzt deshalb, weil die USA sich seiner überragenden Fähigkeiten bedienen wollten.

Rezension: Prof. Dr. Johannes Weyer

Neufeld, Michael J.
Wernher von Braun – Visionär des Weltraums. Ingenieur des Krieges
Siedler Verlag, München 2009, 685 Seiten, Buchpreis € 49,95
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