Der gewaltlose Kampf für die Unabhängigkeit Indiens, den Mohandas Karamchand Gandhi (1869 –1948) – später „Mahatma“, „große Seele“, genannt – geführt hat, wurde Martin Luther King oder Nelson Mandela zum leuchtenden Vorbild. In den 1920er Jahren ließ Gandhi in einer Autobiographie seine bisherigen Erlebnisse und Entscheidungen Revue passieren. Zum 100. Jahrestag der Geburt Gandhis ist das Werk jetzt neu erschienen.
Der Text ist keine klassische Autobiographie, vielmehr verweist sein Untertitel „Die Geschichte meiner Experimente mit der Wahrheit“ auf die Auffassung des Autors, dass das Ziel des Lebens die Suche nach Gottes- und Selbsterkenntnis sein muss. Dementsprechend ist genauso viel von äußeren Umständen oder politischen Weichenstellungen wie von der geistigen Entwicklung Gandhis die Rede. Es ist nicht nur informativ und lehrreich, dieses Buch zu lesen, sondern es macht auch Spaß, denn Gandhis Sprache wirkt in der Übersetzung des Schriftstellers Ilija Trojanow lebendig und unmittelbar. Ob Gandhi von seiner Verheiratung mit 13 Jahren erzählt, von seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt, von ersten Diskriminierungserfahrungen in Südafrika oder von seiner Hinwendung zu Askese und Selbstdisziplin – sein Scharfsinn, seine Bescheidenheit und sein Humor sprechen aus jedem Satz.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Mohandas K. Gandhi
Mein Leben
Hrsg. von Ilija Trojanow
Verlag C. H. Beck, München 2019, 511 Seiten, € 26,–