Gehring lässt keinen Fachbegriff aus und präsentiert zahlreiche Abbildungen aus molekularbiologischen Fachpublikationen. Doch er erzählt die Geschichte der Homeobox nicht nur als Forscher, sondern auch als Mensch. Manche Szene hat Comedy-Qualität zum Beispiel, als der Schweizer bei einer Tagung dem japanischen Prinzen vorgestellt wird, der den nervösen Wissenschaftler mit einem lockeren “Was gibts Neues von der Homeobox?” überrumpelt. Eindrucksvoll sind auch die vielen privaten Fotos, mit denen Gehring das Buch ausgestattet hat. So entdeckte er auf der Villa des Malers Salvador Dali an der katalanischen Küste eine riesige Statue, die einen sich teilenden Embryo auf dem Kopf trägt. Und sein Foto von einem bronzenen achtbeinigen Schmetterling einer homeotischen Mutante, denn Schmetterlinge haben wie alle Insekten normalerweise sechs Beine zu Füßen einer Buddastatue im japanischen Nara machte sogar in den dortigen Zeitungen Schlagzeilen.
Susanne Liedtke, Biologin und Wissenschaftsjournalistin