Kaum ein Gelehrter und Staatsmann hat die bis heute existierende Bildungslandschaft so stark geprägt wie Wilhelm von Humboldt. Aus einer eng mit dem preußischen Thron verbundenen Familie stammend, ent‧wickelte sich der 1767 Geborene zum glühenden Neuhumanisten, der das antike Griechenland im Verbund mit Goethe und Schiller zum gültigen Ideal erhob. Humboldt war mehrfach als preußischer Gesandter und Staats‧beamter tätig, doch seine größte Wirksamkeit entfaltete er als Bildungsreformer. Er entwickelte nicht nur das humanistische Gymnasium, sondern gründete 1809 auch die Berliner Univer‧sität, die später seinen Namen erhielt.
Humboldts Reformideen kreisten um die Auffassung des Menschen als einem autonomen Individuum, dessen Persönlichkeit sich durch Sprache und Bildung entwickeln sollte. Das bedeutete auch: Freiheit statt Standesschranken und staat‧licher Bevormundung, wie Michael Maurer, Professor für Kultur‧geschichte in Jena, in seiner lesenswerten Biographie betont. Maurer leuchtet den Lebensweg Humboldts aus, charakterisiert dessen Geschichts- und Sprachphilosophie und blickt auf Ehe, Familie und Freunde. Dass Humboldt, dieser große Liberale, seinem Bildungsideal, nicht zuletzt wegen seiner finanziellen Unabhängigkeit, selbst folgen konnte, auch das machte ihn zum glücklichen Menschen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger