Mit seinem Buch „Wir Deutschen“ möchte der Historiker und Publizist Jochen Gaile den großen Überblick bieten. Er beginnt mit den Germanen und endet mit der Wahl Angela Merkels zur Bundeskanzlerin 2005. Um den heute angeblich gängigen Aneignungsformen von Geschichte entgegenzukommen, bietet der Autor neben seinem fortlaufenden Text jeweils am Fuß der Seite hilfreiche Hinweise zu historischen Erinnerungsorten und am Ende jedes Kapitels ein – allerdings oftmals wenig informatives – Interview zu Fragen wie dem Stellenwert von Erinnerung oder zu Geschichte im Museum. In der flüssig zu lesenden Geschichtserzählung lässt der Autor Ereignisse, Entwicklungen und Persönlichkeiten Revue passieren, wobei seine Einschätzungen oft eher oberflächlich bleiben, etwa beim Kapitel „Hitler und die Deutschen“. Strukturierende Fragestellungen, die Schneisen in den Geschichtsdschungel geschlagen hätten, fehlen. Zudem befindet sich Gaile manchmal nicht auf dem neuesten Stand der Forschung, etwa beim „Bußgang von Canossa“, wo ihm ein Blick in die Forschung zu mittelalterlichen Ritualen gutgetan hätte.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger