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Yoshi leuchtet

Bücher

Yoshi leuchtet

Mikroben machen Zwergtintenfische unsichtbar und Wüstenbuschratten immun gegen Gift. Sie sind überall, von Anfang an. Sie waren für den längsten Abschnitt in der Erdgeschichte die einzigen Lebewesen auf unserem Planeten und haben die Welt, wie wir sie kennen, miterschaffen. Doch erst seit Anfang des Jahrhunderts wird sich auch die Öffentlichkeit der komplexen Partnerschaft mit diesen Organismen bewusst. Ein regelrechter Hype ist ausgebrochen. Und schon wieder ist ein Buch zu diesem Thema erschienen. Ed Yong, 37, ist Wissenschaftsjournalist, lebt in Washington, D.C., und bricht zu einer Art Roadmovie durch die Labore dieser Welt auf. Und hat es mit seinem ersten Buch, sofort auf die Bestsellerliste der New York ­Times geschafft.

Die Reise startet im Zoo von San Diego bei Baba, einem Weißbauchschuppentier, dessen Mikrobiom von Rob Knight, einem Biologen der Universität von Kalifornien, erforscht wird. Knights Lieblingswerkzeug ist das Wattestäbchen. Wie bei jedem anderen größeren Lebewesen wimmelt es auf und in Baba von Mikroorganismen. Um mal eine Zahl zu nennen: Rund 100 Billionen Mikroben enthält der Mensch, die meisten leben in seinem Darm. Ohne sie müssten wir verhungern.

In freier Wildbahn – den flachen Riffgewässern vor Hawaii – wäre Yoshi, eine Zwergtintenfisch-Dame der Spezies Euprymna scolopes, eine leichte Beute für ihre Fressfeinde, würden Leuchtbakterien in ihren Leuchtorganen nicht dafür sorgen, dass sie nachts im Mondlicht kaum zu sehen ist. An der Universität von Wisconsin wird dieses Musterbeispiel für eine Symbiose erforscht. Die Jungen sind beim Schlüpfen keimfrei. Im Labor können die Bakterien mit Proteinen markiert und ihr Weg in die Leuchtorgane der kleinen Tintenfische verfolgt werden.

Kapitel für Kapitel sehen wir, wie Mikroben unsere Organe formen, uns vor Giften und Krankheiten schützen, unsere Nahrung abbauen, unsere Gesundheit aufrechterhalten, unser Immunsystem regulieren, unser Verhalten steuern und unser Genom mit ihren Genen bombardieren. Wir besuchen Wissenschaftler und belauschen Yongs Gespräch mit dem Architekten Luke Leung, der den Burj Khalifa in ­Dubai, das höchste Bauwerk der Welt, mitgeplant hat, und in spätestens fünf Jahren Mikroben in seinen Gebäuden einsetzen will – zum Beispiel um die Schimmelbildung zu unterbinden.

Spannend und unterhaltsam – keine Selbstverständlichkeit – bringt uns Yong auf den neuesten Stand der Wissenschaft. Er lässt Visionäre zu Wort kommen und wiederholt unermüdlich, dass wir gerade erst anfangen, die Welt der Mikroben zu verstehen. Einfache Lösungen, die der Mensch so liebt, ­haben auch sie nicht zu bieten. Dazu ist das Zusammenleben mit ihnen zu komplex. Doch wäre viel gewonnen, wenn wir erkennen würden, wie lebenswichtig sie für uns sind. Oder wie Ed Yong sagt: Wenn wir sie „nicht fürchten und zerstören, sondern schätzen, ­bewundern und studieren“.

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Ed Yong
Winzige Gefährten
Wie Mikroben uns eine um­fassendere Ansicht vom Leben vermitteln
Kunstmann. 480 Seiten, 28 €

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