„Ihr kennt uns nicht, ihr seht uns nicht. […] Aber übersehen könnt ihr uns nicht, […] vergessen könnt ihr uns nicht.“ (Gabriele Stötzer). Ihre Namen sind heutzutage kaum jemandem bekannt: Susanne Kerckhoff, Edeltraud Eckert, Ursula Adam, Inge Müller, Eveline Kuffel, Jutta Petzold, Hannelore Becker, Heidemarie Härtl, Gabriele Stötzer, Sylvia Kabus und Raja Lubinetzki. Allesamt waren sie in Ostdeutschland lebende Autorinnen, deren Werke aus politischen Gründen nicht veröffentlicht wurden, bis man sie schließlich vergaß. In „Zensiert, verschwiegen, vergessen. Autorinnen in Ostdeutschland 1945-1989“ schildert die Germanistin Ines Geipel die bewegenden Lebensgeschichten dieser Frauen, um sie der Vergessenheit zu entreißen und ihnen – die bisher noch nicht zuteil gewordene – Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Auf rund 280 Seiten, in fünf Kapitel unterteilt, beleuchtet Ines Geipel – sich auf sprachlich sehr hohem Niveau bewegend – die erschütternden, von ihr sehr gut recherchierten Schicksale von zwölf aus der DDR stammenden Schriftstellerinnen; Schicksale, die nicht nur von Verfolgung und Gefangennahme, sondern auch von Ausnutzung und Repression, Drogenabhängigkeit und Freitod erzählen – und vom Schreiben als einem (letzten) Ausweg, die „DDR-Erlebnisse“ zu verarbeiten.
Ergänzt und veranschaulicht werden diese Schicksale stets durch Zitate von Zeitgenossen und durch Kommentare sowie Gedichte oder Prosa der jeweils vorgestellten Schriftstellerin – eine willkommene Abwechslung und zugleich ein Einblick in das literarische Schaffen der Autorinnen.
Mit diesem Buch wird ein wichtiges Stück DDR-Geschichte vermittelt, das komplementär zur offiziellen DDR-Literaturgeschichte gelesen werden sollte.
Rezension: Irina Fink