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Zivile Unterstützer des Widerstands

Ludger Fittkau/Marie-Christine Werner

Zivile Unterstützer des Widerstands

dam0719bue13.jpgIm öffentlichen Bewusstsein und in der bundesdeutschen Erinnerungskultur ist der militärische Widerstand des 20. Juli 1944 fest verankert. Das missglückte Attentat auf Adolf Hitler und die Namen Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Ludwig Beck und Erwin von Witzleben fehlen in keinem Schulbuch. Ihre Schaltzentrale war der Bendlerblock in Berlin, in dem sich das Oberkommando des Heeres befand.

Doch zu einem erfolgreichen Umsturz gehört auch eine nachhaltige Veränderung in allen zentralen gesellschaftlichen Bereichen, wie etwa in Verwaltung, Wirtschaft und Medien. Diese erfordert einen großen Stab an loyalen Unterstützern, den es auch für den 20. Juli gegeben hat.

Im Prozess vor dem Volksgerichtshof wurden unter anderen der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler und der Bayreuther sozialdemokratische Gewerkschafter Wilhelm Leuschner genannt. Doch die meisten Menschen, die bereitstanden, blieben unentdeckt und sind bis heute kaum bekannt.

Daher ist es sehr verdienstvoll, dass sich die Journalisten Marie-Christine Werner und Ludger Fittkau auf Spurensuche nach den zivilen Konspirateuren und ihren Orten begeben und ihre Ergebnisse in einem lesenswerten Buch zusammengefasst haben. Es lässt sich heute nur schwer sagen, wie viele Menschen im Fall eines erfolgreichen Attentats bereit gewesen wären, polizeiliche, administrative oder politische Funktionen zu übernehmen. Leuschner hatte auf zahlreichen Reisen, als Fabrikant getarnt, Möglichkeiten zum Widerstand sondiert und ein umfangreiches Netz aufgebaut. Besonders dicht war dieses im deutschen Südwesten entlang dem Rhein, wo es eine weit zurückreichende republikanische Tradition gab.

In der in diesem Buch rekonstruierten Topographie der Konspiration finden sich Bahnhöfe wie Frankfurt am Main, Essen, Heidelberg, aber auch die Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe, die Reformschule Bilthoven in den Niederlanden, das Ferienhaus „Al Forno“ in der Schweiz, der Rombergpark in Dortmund oder das Hirnforschungsinstitut Vogt in Titisee-Neustadt sowie die ehemalige Flakstellung am Rheinufer im südhessischen Trebur-Kornsand.

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Dabei werden die Orte immer mit den Menschen verbunden, die dort bereitstanden: Es waren einige hundert Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Polizisten, linkssozialistische Pazifisten, Kaufleute, aber auch katholische Frauenrechtlerinnen. Ein biographischer Anhang rundet dieses bereichernde Buch ab.

Rezension: Prof. Dr. Dr. Rainer Hering

Ludger Fittkau/Marie-Christine Werner
Die Konspirateure
Der zivile Widerstand hinter dem 20. Juli 1944
wbg Konrad Theiss Verlag, Darmstadt 2019, 336 Seiten, € 25,–

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