Anders als so viele andere Städte ist Zürich im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont worden. Dennoch haben die Jahre 1933 bis 1945 auch in dieser Stadt tiefe Spuren hinterlassen. Stefan Ineichen führt in seinem Buch den Leser an 152 Schauplätze, an die sich Geschichten der Jahre zwischen 1933 und 1945 knüpfen lassen. Da sind zum Beispiel die Orte politischer Auseinandersetzung zwischen dem rechten „Vaterländischen Block“ und den Sozialdemokraten, da sind Bunker und Befestigungsbauten, die noch heute von der Verteidigungsbereitschaft des kleinen Landes zeugen. Villen oder Arbeiterwohnungen dienten als Unterschlupf für legale und illegale Flüchtlinge, aber auch antisemitische Aktionen erschütterten die Stadt: So wurde 1936 auf die jüdische Synagoge in der Löwenstraße/Nüschelerstraße ein Sprengstoffanschlag verübt.
Der Spaziergang mit seinen vielen Stationen kann weiter zum „Café Pronto“ am Limmatquai führen, in dem der Schwarzhandel blühte, oder zu Orten wie der Löwenbrauerei an der Limmatstraße, wo die Stadt Gemeinschaftssuppen kochen ließ, als 1945 die Versorgung mit Kochgas zusammengebrochen war. Ein informatives, unterhaltsames und anregendes Buch – nicht nur für Schweizer.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger