Das Risiko, eine völlig falsche Zukunft vorauszusagen, mindert Eberl, indem er sich an die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte hält: Klimawandel, Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung, Hunger. Einen großen Teil des Buchs nehmen Versuche ein, die Menschheitsprobleme mit Mitteln zu bewältigen, die sich in einem sehr frühen Forschungsstadium befinden: neuartige Kraftwerke, intelligente Stromnetze, Nanotechnologie, Kreislaufwirtschaft. Aber auch Umwälzungen in Medizin, Kommunikation, Arbeitswelt und Mobilität zeichnen sich ab.
Manche Ansätze sind bekannt und längst auf dem Weg in die Lebenswelt: Smart Homes, Gentechnik und alternative Energien zum Beispiel. Andere sind dagegen noch wenig diskutiert, exotisch anmutend, riskant oder schlicht unbeherrschbar, etwa der Fusionsreaktor.
Mehr Science als Fiction, im Zweifelsfall eher pragmatisch als visionär: Eberl wägt ab, analysiert Chancen und Risiken und schafft so Szenarien, die ein gewisses Maß an Wahrscheinlichkeit besitzen. Mehr ist seriöserweise bei einem so fernen Zeithorizont nicht zu erwarten. An Zukunftskompetenz mangelt es dem Autor dabei nicht. Er ist Chefredakteur des Siemens-Innovationsmagazins Pictures of the Future, sitzt also sozusagen an der Quelle.
Hans Schmidt