Analysen zu Aufstieg und Ende des Nationalsozialismus hat es schon viele gegeben. Im Wesentlichen herrschen zwei Trends vor: Während die einen die Person Adolf Hitlers, seine Propagandamaschinerie und seine massenwirksame Ausstrahlung für Attraktivität und Erfolg des Regimes verantwortlich machen, betonen andere Historiker vor allem die strukturellen Faktoren, die die Entgrenzung von Gewalt und Terror erst möglich machten. So auch Hans Mommsen, einer der einflussreichsten Zeit‧historiker Deutschlands. Seine Essaysammlung zur deutschen Geschichte zwischen 1918 und 1945 nimmt wichtige Schnittpunkte der Entwicklung in den Blick: Chancen und Scheitern der Weimarer Republik, die Monopolisierung der Macht durch Hitler, die Eskalation der Judenfrage in der „Endlösung“ und den Widerstand gegen die Diktatur. Mommsens Analysen sind luzide und anregend. So beschreibt er das Dilemma der Opposition, die sich gegen einen breiten Konsens in der Bevölkerung stellen musste, als „Widerstand ohne Volk“ und lotet die politischen Alternativen zur NS-Herrschaft aus. Problematisch war, dass die Weimarer Republik als gescheitert und die Demokratie daher als diskreditiert galt.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger