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Zwangsrekrutiert – Ein Elsässer in Hitlers Armee

Kurtz, Eugène

Zwangsrekrutiert – Ein Elsässer in Hitlers Armee

Eugène Kurtz war einer von etwa 130000 Elsass-Lothringern, die im Zweiten Weltkrieg zwangsweise in der Wehrmacht Kriegsdienst leisteten. In der Regel wurden diese Soldaten, die seit 1919 als Franzosen aufgewachsen waren und sich auch als solche fühlten, weitab von der Heimat eingesetzt, vorzugsweise an der russischen Front – war es den deutschen Militärdienststellen doch nur zu gut bekannt, dass die meisten der zwangsrekrutierten Elsässer keine Sympathien für Hitler-Deutschland hatten. Sie sannen auf Desertion und sehnten ein Ende des Krieges herbei, das sie von der Nazi-Herrschaft befreien würde.

Das Buch von Eugène Kurtz stellt eine autobiographische „Militärgeschichte von unten“ dar. Als er sie im Jahr 2003 niederschrieb, war der Autor bereits 82 Jahre alt. Man fragt sich, was den Arbeitersohn, dem es nicht vergönnt war, das Handwerkszeug eines Historikers zu erlernen, in die Lage versetzte, eine so umfangreiche und präzise, aber gleichzeitig auch emotional beeindruckende Schilderung seiner Erfahrungen im deutschen Kriegsdienst zu bieten. Die Antwort: Zum einen verfügte er über ein enorm gutes Gedächtnis, zum anderen lag auf seinem Schreibtisch eine Unmenge von Feldpostbriefen, die er in den Kriegsjahren an seine Eltern und seine Verlobte geschrieben hatte. Sie leiste‧ten ihm im Alter bei der Erinnerung einen unschätzbaren Dienst.

Berichtet wird über die Leidensgeschichte eines jungen französischen Patrioten, der sich ein ganz anderes Leben vorgestellt hatte. Zunächst versuchte er alles, um der Zwangsrekrutierung durch die Deutschen zu entgehen, was ihm nicht gelang. Er erlebte einen halbwegs erträglichen Kasernendienst bei einem Artillerie-Regiment im bayerischen Ansbach. 1942 erfolgte dann der Abtransport in den Osten, Raum Leningrad, und damit in den Krieg an der Front.

In den Schilderungen der Kriegsjahre erkennen wir einen von humanen, christlichen Grundsätzen geprägten jungen Mann, der sich der neuen NS-Moral nicht anpasste und der den Idealen treu blieb, für die er schon als Jugendlicher in der Christlichen Arbeiterjugend (Jeunesse Ouvrière Chrétienne, JOC) in seinem Heimatdorf Nordhouse bei Erstein begeistert eingetreten war. Fast zwei Jahre lang sollte sich die Gelegenheit zur Desertion nicht ergeben. Nach gründlicher Vorbereitung verließ Eugène Kurtz am 22. September 1944 schließlich seine Truppe, die damals in Estland gegen die vorrückende Rote Armee kämpfte, für immer. Er wurde nicht gefasst und kam nach dem Krieg heil in Nordhouse an. Geschrieben hat er eine abenteuerliche, detailgetreue und unprätentiöse Deserteursgeschichte.

Rezension: Wette, Wolfram

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Kurtz, Eugène
Zwangsrekrutiert – Ein Elsässer in Hitlers Armee
Herder Verlag, Freiburg/Basel/Wien 2008, 520 Seiten, Buchpreis € 24,95
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